Unsere Geschichte


 
Über den Reitverein Havixbeck-Hohenholte e. V. im Kontext der Geschichte des Reisports
Die Geschichte des Reitvereins Havixbeck-Hohenholte e. V. beginnt wie die Geschichte vieler ländlicher Reitvereine Westfalens in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in einer Zeit als Pferdesport und -zucht bedingt durch den ersten Weltkrieg am Boden lagen. Der „große Krieg“ (1914-1918) hatte 850.000 bis 1.000.000 Pferden sowie vielen der damals erfolgreichen Herrenreitern das Leben gekostet, zu einer desaströsen wirtschaftlichen Situation geführt (Hyperinflation bis zur Währungsreform 1924), und mit dem Versailler Vertrag zu einer Demobilisierung des Heers geführt. Diese letztere sorgte dafür, dass mit dem Heer der Hauptabnehmer der gezüchteten Pferde wegfiel und weder Pferd noch Reiter weiterhin umfangreich kavalleristisch ausgebildet wurden. In dieser Notlage war es die Idee der damals führenden Pferdesportpersönlichkeit, Gustav Rau, mit sogenannten ländlichen Reitvereinen eine neue Verwendungsmöglichkeit für die bäuerliche Jugend, die ländliche Bevölkerung und ihre selbstgezüchteten Pferde zu finden und so einen nationalen Pferdesport neu zu positionieren. In diesem Zuge wurden 1925 mit der Unterstützung des Barons Friedrich Freiherr Droste zu Hülshoff, Haus Stapel und Giesking auch in Havixbeck und Hohenholte Reitvereine gegründet. „Baron Fritz“ war es auch, der den Havixbecker Reitern eine Weide am Schloss Stapel als Reitplatz zur Verfügung stellte. 1928 nahmen Havixbecker Reiter bereits das erste Mal an einem Turnier in der Halle Münsterland teil.
Mit der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 änderte sich die politische Situation in Deutschland gravierend und auch der liberale und zweckfreie Sport der Weimarer Republik bekam eine neue politische Bedeutung zur „Ertüchtigung des Volkskörpers.“ Besonders der Pferdesport war für die Nazis von besonderer Bedeutung und viele (junge) Reiter – auch in Havixbeck und Hohenholte - wurden in SA- und SS-Reiterstaffeln eingegliedert oder traten diesen bei und wurden so in den Vernichtungskrieg im Osten und in die Verbrechen des Holocaust involviert. Nicht wenige blieben auf dem Schlachtfeld zurück oder gerieten in Kriegsgefangenschaft.
Ab 1935 festigte sich der gleichgeschaltete nationalsozialistische Pferdesport und auch führende Männer des damaligen Pferdesportnetzwerks machten unter Hitler Karriere. So wurden auch Pferdesportler im 3. Reich ein Teil jener Unterstützer ohne die die Nazis ihr Handwerk nicht hätten ausführen können. Mit dem Ausbruch des Krieges erlosch dann zwangsläufig auch die Tradition reiterlicher Aktivitäten in den Vereinen und viele Pferde mussten dem Militär übergeben werden.
Erst zwei Jahre nach dem Ende des Krieges, mit dem auch der Nationalsozialismus offiziell sein Ende fand, begann man in Havixbeck und Hohenholte wieder mit dem Training und 1948 wurde das erste Turnier nach dem Krieg in Hohenholte durchgeführt. Außerdem fanden in den 50er Jahren wieder die jährlichen Fuchsjagden statt. Ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklungsgeschichte des Vereins war die Fusionierung des RV Havixbeck mit dem RV Hohenholte am 12. November 1965. Auf diese Fusionierung folgte nun der Bau einer Reithalle auf dem von Franz Josef Schulze Schleithoff zur Verfügung gestellten Gelände in der Bauernschaft Herkentrup. Dieser ermöglichte auch den Bau eines Reitplatzes neben der Halle. Am 16. Oktober 1966 wurde die Halle feierlich eingeweiht.
In den 1970er Jahren wurde auch die Voltigierabteilung aufgebaut, nachdem 1970 ein Voltigierpferd zur Verfügung gestellt worden war. Darüber hinaus wurde am 14. April 1970 der Turnierausschuss gebildet, da der Vorstand beschlossen hatte, regelmäßig Turniere in Herkentrup stattfinden zu lassen. In den folgenden Jahrzenten konsolidierte sich der Reitverein Havixbeck-Hohenholte e. V. – begleitet von ständigen Personalwechseln in Vorstand und Turnierausschuss - sowohl finanziell als auch sportlich immer mehr. Eine zunehmende Anzahl von Reitern aus Havixbeck platzierte sich auf einer zunehmenden Anzahl von Turnieren und auch das eigene Maiturnier entwickelte sich stetig weiter. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang darüber hinaus das Voltigierturnier, welches genauso wie der Erlebnistag für krebskranke Kinder zum ersten Mal im Jahr 1999 stattfand. Auch nach der Jahrtausendwende entwickelte sich der Verein weiter. So wurde in den Jahren 2005/2006 der neue Springplatz gebaut und im Jahr 2007 der neue Traktor gekauft. Außerdem fand im Jahr 2010, zusätzlich zum großen Maiturnier, zum ersten Mal das Septemberturnier statt, welches weiterhin alle zwei Jahre ausgerichtet wird.

Auch in Zukunft wird die Entwicklung des Vereins weitergehen und wir blicken mit großer Zuversicht nach vorne, wohin uns der Weg führt…
Quellen:
Fahnenbruck, Nele Maya. „…reitet für Deutschland“: Pferdesport und Politik im Nationalsozialismus. Die Werkstatt: Göttingen. 2013.
Mersmann, Wilhelm. 75 Jahre Reitverein Havixbeck-Hohenholte. Wiermer Drucke: Altenberge. 2000.